Fahrraddieb mit Vorderrad - leider nur sehr schwer zu erkennen Foto: Überwachungskamera

Zum Hergang. Ich wollte gegen 9.10 Uhr gerade Aufzeichnungen der Überwachungskamera vom Wochenende analysieren. Da sah ich auf dem Livebild eine Person, die mit einem dicken runden Gegenstand zu tun hatte. Erst dachte ich "mein Gott, mit so einem schweren Kettenschloss hat der ja ganz schön zu tun." Als sich die männliche Person jedoch in Richtung Ausgang bewegte, dämmerte es. Im Sturzflug nahm ich Kurs auf den Hinterausgang. Der Täter wollte sein Werk evtl. gerade fortsetzen, als er mich heranfliegen sah. Das veranlasste ihn zur Flucht. Allerdings war das keine überhastete Flucht, wie man es vielleicht erwarten könnte. Zwei junge Frauen, an denen der Dieb vorbeigefahren ist, sagten mir anschließend, dass der junge Mann Sie freundlich gegrüsst hätte. Das sagt schon alles über das Täterprofil.

Während ich mich noch ärgerte, stand plötzlich ein etwas in die Tage gekommener Golf neben mir (Verzeihung Herr Kollege, mein Auto fällt auch schon fast auseinander). Drin saß Herr Siefers. Gemeinsam nahmen wir die Verfolgung auf. Allerdings glaubte keiner von uns, dass wir den Dieb je erwischen wurden. Auf unserer Fahrt durch das angrenzende Wohngebiet, sah ich plötzlich in etwas größerer Entfernung einen Radfahrer. In diesem Moment versperrte uns ein Auto die Sicht und den Weg. Glücklicherweise konnten wir die Spur wieder aufnehmen. Der Dieb radelte vor uns gemütlich die Straße entlang. An dem Lenker hing das gestohlene Vorderrad. Mit einem Gespür für die Situation, wie Sie nur Meisterdetektive an den Tag legen, schlug Herr Siefers vor, dem Radfahrer unauffällig zu folgen. Vielleicht, führt er uns zu einem Ort, an dem alle seine gestohlenen Teile liegen. Ich ging im Auto sofort auf Tauchstation, da der Täter mich möglicherweise erkennen könnte.

Unser genialer Plan drohte zu Scheitern, als der Radfahrer plötzlich auf einen Gehweg in das Wohngebiet abbog. Schnell wurde die Polizei verständigt und ich nahm die Verfolgung zu Fuß auf. Herr Siefers setzte geistesgegenwärtig die Verfolgung per Auto fort. Er sah noch den Täter samt Fahrrad in einem Hauseingang verschwinden. Laut Befragung von Anwohnern konnte auch der Name ermittelt werden.

Die Polizei, die mittlerweile vor Ort eingetroffen war, hat die mögliche Täterwohnung aufgesucht. Dort trafen sie eine Frau. Diese gab an, dass ihr Sohn auf Arbeit wäre (Soso??!!). Leider ist den Polizisten das Betreten der Wohnung ohne richterliche Genehmigung nicht erlaubt.

Das Ergebnis: Vorderrad ist weg. Täter läuft wahrscheinlich auch unbehelligt von der Polizei weiter frei herum. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann uns dieser ungebetene Gast wieder besuchen wird. Vielleicht ist es ein Junkie, der sich auf diese Art und Weise das Geld für seinen nächsten Schuss besorgt. Vielleicht wäre er froh, wenn man ihn endlich mal erwischt.

Man kann natürlich auch darüber sinnieren, inwiefern es besser gewesen wäre, den Dieb zu stellen, ihm das Vorderrad abzunehmen und ihn vor die Wahl zu stellen, weitere gestohlene Teile herauszugeben oder ihn an die Polizei auszuliefern.

Die Hoffnung, dass der Täter ergriffen und ihm der Prozess gemacht wird, tendiert sicher gegen Null. Diesem müsste jeder einzelne Diebstahl exakt nachgewiesen werden. Leider ist mit der Überwachungskamera keine Personenidentifikation möglich. Die Qualität ist einfach zu schlecht. (siehe Bild).

Ein Hinweis für alle Geschädigten: Um alle bisher aufgetretenen Fälle von Diebstahl eventuell mit dem heutigen Fall in Verbindung zu bringen, gebe ich hier die Tagebuchnummer bekannt, unter dem der heutige Vorfall gespeichert ist:

507129202008, Polizeirevier Halle, Revierkommisariat Halle-Süd, Tel. 2243295. aufgenommen durch Herrn PK Dreßler.

[KRA, 7.10.2008]