5 Punkte fürs Fahrradglück
Eine halbe  Million Fahrräder fallen in Deutschland jährlich dem Diebstahl zum Opfer und vermiesen vor allem jetzt denjenigen die Lust am Fahrradfahren, die die sportliche Betätigung an frischer Luft angesichts von Finanzmarktkrise gerade wieder für sich entdeckt haben. Einfach losfahren und loslassen. Loslassen von all dem Wirbel, den Ungerechtigkeiten und den unfassbaren Geldbeträgen - bei mangelnden Sicherheitsvorkehrungen freilich auch vom eigenen Fahrrad - . Denn die Erkenntnis, die einige von uns die letzten Wochen an unserer Schule gemacht haben trifft im Durchschnitt jede Minute einen Deutschen:
Mein Fahrrad wurde geklaut!
Damit es erst gar nicht so weit kommt und man sich nicht selbst die Laune an der gesunden Fortbewegungsart nimmt, ist als aller erstes die Initiative jedes einzelnen btroffen, bevor man sich an höhere Instanzen wendet.
Hier also ein 5-Punkte-Ratgeber, damit man seinen geliebten Drahtesel auch immer dort wiederfindet, wo man ihn hinterlassen hat.

1.)  Immer und überall anschließen - Auch bei einer kurzen Unterbrechung der Fahrt sollte der Rahmen und mindestens ein Rad immer mit einem soliden Schloss geschützt sein. 30 Prozent der Fahrraddiebstähle gehen nämlich, so die Statistik der Polizei, auf Spontandiebe zurück. Dabei schützt allerdings das einfache Abschließen noch lange nicht vor Langfingern. Denn neben den spontanen Dieben treiben regelrechte Banden ihr Unwesen, die auch abgeschlossene Räder auf Kleintransporter packen und die Schlösser später in aller Ruhe knacken. Daher wird das Rad am besten an einen Fahrradständer, Laternenmast oder Zaun angeschlossen. Da an unserer Schule dankbarer Weise sichere Anschließmöglichkeiten für alle zu haben sind, sollte diese einfach Maßnahme nicht vernachlässigt werden.
Außerhalb der Schule gilt:
Ist kein Laternenmast oder eine andere Befestigungsmöglichkeit vorhanden, hilft die "Rudelbildung", um Diebstähle zu verhindern. Werden mehrere Räder aneinander geschlossen, entsteht schon mal ein mehr als 30 Kilogramm wiegendes Gebilde, das nicht einfach auf einen Kleintransporter gewuchtet wird.

2.)  Nicht beim Schloss sparen - Denn das wäre an der falschen Stelle gespart. Bei rund 90% aller Diebstähle sind minderwertige Schlösser im Spiel. Bei hochwertigen Rädern hilft es wenig, wenn beim Schloss einige Euro gespart werden. Sind solche Räder mit einem Billigschloss vom Baumarkt ,,gesichert'', haben es die Diebe zu einfach. Als Faustregel gilt: Mindestens zehn Prozent des Fahrradwertes sollte man in das Schloss investieren.
Gute Schlösser sind zum Beispiel ein geschmiedetes Kettenschloss, ein Panzerschloss, ein Faltschloss oder ein Bügelschloss, wobei ich persönlich ein Kettenschloss empfehle, weil es sich prima Formen lässt und somit keinerlei Schwierigkeiten beim Anschließen an einem Baum oder einer Laterne auftreten. Normalerweise liegt der Preis für ein hochwertiges Schloss oberhalb von 50 Euro.
Im Endeffekt finden gekonnte Diebe natürlich immer einen Weg an dein Fahrrad zu kommen wenn sie ein Auge darauf geworfen haben und genügend Zeit haben. Vielleicht sollte man beim Kauf eines neuen Fahrrads darüber nachdenken, ob es immer das beste Model sein muss, wenn es doch vorwiegend nur zur Fortbewegung dient.

3.)  Schnellspanner raus - Wenn man nur zwei oder weniger Teile des Fahrrades     
angeschlossen hat und diese zudem nur durch Schnellspanner mit dem Rest des Vehikels verbunden sind, ist es ein leichtes für jedermann diese zu klauen. Wobei vor allem der Sattel ein Problem ist, da dieser meist schlecht anzuschließen und recht unhandlich in der täglichen Mitnahme ist. Da die meisten Fahrräder mit Schnellspannern verkauft werden, ist nach dem Kauf unbedingt an einen Wechsel zu einem sogenannten ,,Pitlock-System'' o.ä. zu denken. Dabei kann man durch eine Spezialmutter und einem nur zu dieser passenden sechskantigen Aufsatz das Abschrauben von Komponenten deutlich erschweren. Es werden hierbei die jeweiligen Schnellspannachsen komplett durch eine Pitlock-Achse ersetzt, an der nur die Spezialmutter mit einem Werkzeug gefasst werden kann. Wenn der Dieb also nicht den entsprechenden Aufsatz hat, ist er nicht in der Lage Teile des Fahrrads abzuschrauben und zu entfernen. Wichtig für den rechtmäßigen Nutzer ist nur, dass er den passenden Aufsatz immer dabei hat, um so bei Platten, Pannen oder ähnlichen Situationen handeln zu können. Pitlock wird in Zweier-Sets (Vorderrad plus Hinterrad), Dreier-Sets (Vorder- und Hinterrad plus Sattel) oder einzeln angeboten.

4.) Fahrradregistrierung und/oder -codierung - Die Registrierung deines Fahrrades ist zwar nicht überall möglich, aber wenn, dann in der Regel kostenlos. Dein Gefährte wird dabei nur mit einem Aufkleber tätowiert. Wird ein registriertes Fahrrad gestohlen, können die bei der Registrierung erhobenen Daten in eine bundesweite Fahndungsdatei der Polizei übernommen werden. Wichtigstes Kriterium ist dabei die Fahrrad-Rahmennummer, die vom Hersteller an jedem Fahrradrahmen angebracht sein sollte, aber nicht immer ist. Also beim Kauf darauf achten! Bei der Fahrradcodierung wird in verschlüsselter Form der Wohnort und die Straßenadresse sowie die Initialen des Eigentümers in den Rahmen eingraviert. Zwar würde im Falle eines Diebstahles dieser erst in einer Kontrolle auffliegen, welche dann meist schon mit Verdacht gemacht werden, aber die Gravur, die man durch entsprechende Aufkleber auch noch hervorheben kann, wirkt zusätzlich noch als Abschreckung des Täters, weil er mit dem Rad, egal wo er hingeht, nie sicher sein wird. Solltest du ferner zu den glücklichen 10 Prozent gehören, deren Rad nach einem Diebstahl wieder aufgefunden wird, so stehen mit Codierung  die Chancen nahezu 100 Prozent, dass dein Gefährt bald den Weg zu dir zurückfindet. Man glaubt es kaum, aber bei 90 von 100 wiedergefundenen Fahrrädern kann der ursprüngliche Besitzer durch mangelnde Angaben nicht mehr identifiziert werden. Und wenn sich das Glück schon einmal für einen entscheidet, sollte man es ihm nicht noch unnötig schwer machen.

5.) Attention! - Es ist so einfach und oben d`rauf noch kostenlos. Das einfachste und wirksamste Mittel ist die Aufmerksamkeit. Ein Blick hier, einmal hinterfragen dort und schon ergreift der potentielle Dieb das Weite. Eigeninitiative wird großgeschrieben und zwar auf einer Basis der Solidarität. Es ist klar, dass man nicht jederzeit überall sein kann, aber demjenigen, dem du anbietest, sein Fahrrad mit an deines zu schließen, weil er sein Schloss vergessen hat, vertreibt vielleicht morgen einen Unbekannten von deinem Hinterrad und so wäscht eine Hand die andere, wie es an unserer Schule eigentlich Normalität sein sollte. Der deutlichste Beweis dafür, dass sich der ,,Aufwand'' lohnt, ist wohl die Verfolgungsaktion von Herrn Krause und Herrn Siefers an denen wir uns - man kann es nicht oft genug sagen - ein Beispiel nehmen sollten. Wenn nur jeder von uns einen Blick auf die Fahrräder übrig hat, sei es beim Essen in der Mensa, auf dem Weg zu NP oder nach Hause, ja selbst von einigen Klassenzimmern ist eine Wahrnehmung möglich, dann schaffen wir bei über 800 Schülern und Lehrern ein Überwachungssystem, welches jede Kamera in den Schatten stellt. Denn wir sind in der Lage dieses Problem zu beheben und ich bin mir sicher, wir werden es beheben.

Sollte es, selbstverständlich vor Veröffentlichung dieses Artikels, zu weiteren Fahrraddiebstählen kommen, so möchte ich hier noch erwähnen, dass die meisten Versicherungen, soweit vorhanden,  höchstens 5 Prozent der Versicherungssumme zahlen. Wenn mehrere Fahrräder gleichzeitig gestohlen werden, dann zählen sie zusammen als eine Summe. Wichtig ist auch, das der Diebstahl sofort bei der dafür vorgesehenen Dienststelle gemeldet wird und man alle Daten und Hinweise, möglicherweise sogar über den Täter, schildert, um die Chancen eines Wiedersehens mit seinem treuen Gefährten zu erhöhen.
Zum Schluss noch ein persönlicher Hinweis. Man denkt immer, man hätte keine Zeit. Die Notwendigkeit, all dieser Regeln zu folgen wäre nicht vorhanden. Warum sollte es mich treffen? Doch wenn das Fahrrad dann wirklich weg ist, hat man die Wahl nicht mehr, und man verflucht sich selber dafür, diese einfachen Vorkehrungen nicht für voll genommen zu haben. Es wären jeweils nur ein paar lausige Sekunden gewesen und jetzt geht es nicht nur um Zeit in einer ganz anderen Größenordnung, sondern auch um Arbeit und Geld.
-Ich spreche leider aus Erfahrung-
[Köhler, 6.11.2008]


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