Ist ein Frühstudium wirklich sinnvoll?
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Hallo an alle Schüler und Lehrer!
Auch ich hatte die "Ehre", an einem Frühstudium der Uni Halle teilzunehmen. Vorerst verschreckte mich dieser Gedanke, da ich mich nicht unbedingt zu den "Freaks" der Schule zähle und hatte mich auch eigentlich schon damit abgefunden, es nicht zu machen. Wozu, dachte ich mir, bräuchte gerade ich einen Vorsprung, den ich dabei wahrscheinlich eh nicht herausholen würde. Doch dann wurde ordentlich mit sogenannten Abschlusspunkten des Semesters geworben, die einem im späterem Studium helfen würden. So konnte es mir eigentlich nur zum Vorteil sein. Es wurde aber auch gesagt, dass dies etwas Ernstes und kein Schnupperstudium sei. Eine Entscheidung, die nach eigenem Interesse in Anbetracht der genannten Vorteile sehr leicht viel. Dennoch blieben zwei Mankos: Der ausfallende Unterricht muss eigenständig nachgeholt werden und es ist immer nur eine Veranstaltung pro Woche erlaubt, was sich, zu dem Zeitpunkt mir noch nicht bewusst, als riesiges Problem erweisen würde. Doch dazu später.
Als ich mich genug informiert hatte, hing meine Entscheidung schließlich nur noch davon ab, welchen Unterricht ich verpassen würde. So fiel sie von Informatik auf Physik. Einerseits, weil in den Vorlesungen der Informatik, die ich gewählt hätte, enorme Hausarbeit und Vorkenntnisse abverlangt wurden, anderseits, weil ich eine interessante Vorlesung der Experimentalphysik jeden Donnerstag Morgen gefunden habe, an dem ich zu diesem Zeitpunkt nur zwei Stunden Musik und danach zwei Freistunden in meinem Stundenplan stehen hatte. Außerdem konnte man sich in einer Vorlesung mehr unter die Menge mischen und es stehen der zu vermittelnde Stoff und keine schwierigen Aufgaben im Vordergrund.
Kaum hatte ich mich jedoch für diese Veranstaltung angemeldet, da kam auch schon eine Überraschung nach der anderen. Es stellte sich nämlich heraus, dass diese Vorlesung nur eine von zweien sei und ich somit immer die Hälfte verpassen würde. Eine Notlösung fand sich hier schnell, da Philipp aus der zehnten nach Abmachung in die andere ging und wir somit auch hier wieder das Verpasste nachholen konnten oder zumindest hätten können. Doch damit nicht genug! Es hieß außerdem, dass sich der Stundenplan noch mal ändern sollte. So wurden aus meinen beiden Stunden Musik die "überhaupt nicht wichtigen" Fächer Mathe, Deutsch und Geschichte. Schon hier hätte ich guten Grund gehabt, das Ganze abzublasen, doch mir waren noch die Worte im Hinterkopf, dass dies eine einmalige und ernstzunehmende Chance sei. Am Ende des Tunnels standen noch die Abschlusspunkte.
So ging ich immer fleißig Donnerstag früh um 8 Uhr in den Hörsaal. Zunächst war es wie zu erwarten eine sehr interessante Sache. Sicherlich musste man sich beim zuhören sehr anstrengen, da geballtes Wissen in 1,5 Stunden kein Zuckerschlecken ist. Doch schon in der zweiten Vorlesung und im Gespräch mit dem Professor nach der Vorlesung wurde mir klar, dass mein jetziges Schulwissen bei weitem nicht ausreicht (vor allem im mathematischen Bereich) und nicht nur der Stoff der Vorlesung, sondern auch der Stoff des Seminars -eine Veranstaltung, in der vor allem hochkomplizierte Rechnungen gefordert werden- beispielsweise in den Ferien nachgeholt werden müsse, um überhaupt eine Prüfung schreiben zu können.
Ich spreche hier nicht von einem bisschen Recherchieren so hobbymäßig, sondern vom Vorarbeiten des Abi-Stoffes in Gebieten der Mathematik und der Physik. Wozu hieß dies nun also Frühstudium??? Ich würde es wohl extra schweres Studium nennen, weil nur eine Veranstaltung pro Woche erlaubt war. Die Abschlusspunkte verschwanden langsam, ich hatte mich von der Prüfung schon längst verabschiedet. Weiterhin ging ich dennoch in die Vorlesung. Für mich eine interessante Sache und auch den Schulstoff nachzuholen fiel mir nicht sehr schwer. Allerdings entpuppte sich das Studium immer mehr als das nicht gewollte Schnupperstudium. Man ließ sich in der Vorlesung "berieseln" und freute sich, einmal mehr etwas Neues kennengelernt zu haben. Dabei blieb es aber auch.
So ist das "Frühstudium" für mich etwas fade ausgegangen. Ich habe nicht die Absicht, ein weiteres Semester zu machen, weil ich im Moment ohne irgendeine Prüfung oder einem Nachweis keine Vorteile sehe und dennoch weiterhin den verpassten Unterricht nachholen müsste. Ich weiß die Mühe der Schulleitung in Zusammenarbeit mit der Uni zu schätzen, doch scheint mir in meinem Fall der Physik dies sehr nutzlos. Sicherlich hätte ich mich mehr bemühen können, und mein Schulwissen für das Studium vorarbeiten können, doch sehe ich mich nicht motiviert dazu, da ich Schüler der 11.Klasse bin und es auch weiterhin bis zum nächsten Schuljahr bleiben will. Eine Empfehlung an die kommenden Zehner möchte ich also ungern geben.
Insgesamt betrachtet soll mein Bericht keine Beschwerde, sondern vielmehr eine wichtige Information an die sein, die ernsthaft überlegen, nächstes Semester oder Jahr ein solches Frühstudium zu beginnen. Die vielen Vorlesungen gaben mir ein weites Spektrum an physikalischen Vorgehensweisen und ich merkte, das Studenten und Professor auch nur Menschen sind, die sich ähnlich wie in der Schule ihr Bestes geben, um Wissen zu erlernen oder zu vermitteln.
Sebastian Utzig


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