Leben gegen den Schatten

Martin Bormann, der Sohn des Sekretärs von Hitler, hielt heute zum Elisabeth-Tag einen Vortrag für die Schüler der Oberstufe.

 

Bormanns Vater, der ebenfalls Martin Bormann hieß, wurde in Halberstadt geboren und hatte eine schwere Kindheit: Sein Vater starb, als er drei Jahre alt war, und mit 15 Jahren verließ er die Familie wegen seines Stiefvaters.

Nach dem Tod des Stiefvaters kehrte er zu seiner Familie, die inzwischen in Weimar wohnte, zurück. 1919 traf Bormanns Mutter Gerda, die damals 10 Jahre alt war, schon auf Adolf Hitler, der während der Resozialisation von Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg ihren Vater kennen gelernt hatte. Von da an war "Onkel Adolf" ein enger Freund der Familie und später auch Trauzeuge bei der Hochzeit von Martin Bormanns Eltern. Aufgrund der verschiedenen Konfessionen konnte Hitler jedoch nicht Taufpate für Bormann sein, der Protestant war. Nach Hitlers Scheitern eine "Reichskirche" aufzubauen traten seine Eltern aus der Kirche aus. So durfte Martin Bormann nach seiner Einschulung nicht während des Gebetes vor und nach dem Unterricht anwesend sein.

Bormann, der Stabsleiter bei Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß und Reichsleiter der NSDAP war, wurde außerdem mit dem Aufbau von Hitlers Sperrgebiet in Obersalzberg beauftragt. Bormanns Sohn beschreibt seinen Vater als strenges, aber gütiges Familienoberhaupt. Von den Verbrechen, die sein Vater beging, wusste er aufgrund der totalen Geheimhaltung nichts. Martin Bormann war seit 1943 "Sekretär des Führers" und unterzeichnete zahlreiche Verträge und Beschlüsse, darunter auch den "Verbrannte Erde" Befehl. Er genoss das volle Vertrauen Hitlers und auf die Frage seines Sohnes, was Nationalsozialismus sei, antwortete er: "Nationalsozialismus ist der Wille des Führers."

Auch der junge Martin Bormann wurde für den "Volkssturm" ausgebildet, erreichte die Front jedoch nie. Auf seinem Rückweg in die Heimat, tauchte er bei einer katholischen Bauernfamilie unter dem Namen Martin Bergmann unter. In den Zeitungen verfolgte er die Nürnberger Prozesse, in denen sein Vater, der als vermisst galt, in allen vier Anklagepunkten als schuldig erklärt wurde. Erst 1973 wird bestätigt, dass Martin Bormann bereits 1945 auf einem Bahnhof gestorben war.

1947 trat Martin Bormann in die katholische Kirche ein, was ihm dabei half mit der Schuld des Vaters umzugehen. Nach einem Studium für Theologie und Philosophie wurde er zum Priester geweiht. Die Erinnerungen an seine Mutter sind Bormann auch sehr wichtig: Sie wird  der "Engel von Obersalzberg" genannt, da sie vielen Menschen half, die vor der Deportation in ein Konzentrationslager standen.

 

Bormanns interessante Schilderungen als Zeitzeuge im Allgemeinen verbunden mit der Beschreibung seines persönlichen Lebensweges ergaben einen sehr aufschlussreichen und  spannenden Vortag.

 

 

 


Artikel und Bilder von Christian Blaar



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