Deutsch-deutscher Austausch auf den Spuren der Friedlichen Revolution
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08.10.2014 19:29
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14.10.2014 16:38
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09.10.2014 20:07
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14.10.2014 16:57
Unter dem Motto „60.000 Lichter für die Freiheit“ untersuchten dieses Jahr die Schüler der Klassenstufe 10 mit ihren Austauschpartnern vom Robert-Bosch-Gymnasium Gerlingen die Ereignisse, die letztlich vor 25 Jahren zur Friedlichen Revolution führten und in ihrer Folge die Mauer zu Fall brachten.

Vom 6. bis 15. Oktober erwarteten die Teilnehmer eine Fülle von Veranstaltungen und Arbeitsphasen, in denen sie sich mit der Thematik auseinandersetzen konnten.
Nach der Begrüßung am Bahnhof fuhren alle gemeinsam zurück ins ELG, um in gemütlicher Runde zu grillen und sich besser kennenzulernen.

Am Dienstag erfolgte die thematische Einführung und Recherche, ehe einen Tag darauf ein arbeitsreicher Besuch im „Roten Ochsen“ folgte. Dort erfuhren die Schüler, in welcher Art und Weise die Staatssicherheit der DDR das System überwachte und wie politisch Andersdenkende dem MfS ausgeliefert waren.
Am Nachmittag lud die Stadt Halle mit einer Festveranstaltung zum Gedenken an die Ereignisse des Herbstes vor 25 Jahren in der Saalestadt in die Konzerthalle ein. Neben einer Filmvorführung des Oscar gekrönten Streifens „Das Leben der anderen“, hatte dieser feierliche Akt dann leider seinen peinlichen Abschluss in einer Podiumsdiskussion gefunden, bei der die selbstdarstellerische Haltung der geladenen Gesprächspartner und eine völlig überforderte Moderatorin die zahlreichen Besucher mehr verschreckten als mit sachlicher Distanz den Geschehnissen von damals zu begegnen.

Der 9. Oktober stand ganz im Zeichen der Friedlichen Revolution, die 1989 mit ihren 60.000 Demonstrierenden in Leipzig zum Symbol des Protestests gegen das DDR-Regime wurde und so lautstark mit „Wir sind das Volk“ politische Veränderungen forderte.
Tagsüber erfuhren die Schüler während eines Projekttages im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig alle wichtigen geschichtlichen Abläufe, die zur so genannten Wende führten.
Höhepunkt des Tages war zweifelsohne das Lichtfest. Nach der Eröffnung durch den sächsischen Ministerpräsidenten Tillich und Bundespräsident Gauck zogen mehr als 200.000 Menschen wie damals vom Augustusplatz aus mit einem Marsch um die Ringstraßen, um an das „Wunder von Leipzig“ zu erinnern. Für alle Beteiligten des Austausches war dies ein bewegender Moment, als sich die Massen mit Kerzen in Bewegung setzten.

Nach arbeitsreichen Tagen in Halle fuhren die Schüler und ihre Austauschlehrer am Freitag nach Gerlingen. Natürlich nicht direkt, denn hier wird seit Beginn des deutsch-deutschen Austausches gern ein Umweg in Kauf genommen. Der Umweg führt über die Gedenkstätte an der ehemaligen innerdeutsche Grenze bei Marienborn/Helmstedt. Im dortigen Zonengrenzmuseum, an der Grenzübergangsstelle Marienborn und an noch erhaltenen Grenzanlagen bei Hötensleben erhielten alle eine Vorstellung darüber, wie sich das Leben im geteilten Deutschland abspielte und welches Leid sich daraus ergab.

Etwas Verschnaufpause und Zeit für Unternehmungen mit dem Austauschpartner waren dann am freien Samstag eine willkommene Abwechslung.
Der Sonntag diente nochmals der Vertiefung der Thematik, und alle Tandems mussten sich am Ende überlegen, wie ein Denkmal zur Friedlichen Revolution in Leipzig aussehen könnte.

Montags hatten die Schüler noch die Gelegenheit drei Zeitzeugen zu befragen, die die DDR auf unterschiedliche Weise vor dem Mauerfall verlassen hatten. Fragen zum Leben im Osten Deutschlands und die Gründe für die Ausreise bzw. Flucht gehörten ebenso dazu wie nach den zurückgelassenen Freunden, Verwandten und Erinnerungen. Durch die interessierten Fragen der Schüler wurde aus einem Frage-Antwort-Spiel schnell eine lockere Gesprächsrunde, in der sich auch die Gäste sehr wohlfühlten.

Am darauffolgenden Tag waren die kreativen Fähigkeiten der einzelnen Tandems gefordert. Nach ersten Ideen für die Umsetzung eines „Wende“-Denkmals, musste dies nun aus einem Klumpen Ton geformt werden. Zur Präsentation am Nachmittag, zu der auch Eltern geladen waren, wurden die Kunstwerke und ihre Bedeutung dann vorgestellt.
Hier zeigte sich wie ideenreich die Schüler sich zum einen mit der Realisierung des Denkmals und dem Austauschthema selbst befasst hatten.
Abends wurde bei Pizza und Pasta der erfolgreiche Abschluss des 15. Austausches gefeiert und die ersten wehmütigen Gedanken des Abschieds waren spürbar. Dass dieser Abschied ein etwas aufregender wurde, war da noch nicht klar. Die Nachricht, dass am Abreisetag die Deutsche Bahn ab 14 Uhr streiken wolle, ließ uns kalt, da unsere Ankunftszeit in Halle die selbige war. Doch die Hiobsbotschaft kam schnell, als im Internet bekannt wurde, unser Zug sei gestrichen. Wie kommen wir nun nach Hause? Recherchen im Portal der Bahn offerierten uns nur unbefriedigende Möglichkeiten. Trotzdem planten wir die einzig mögliche Verbindung, die allerdings einen sehr frühen Treffpunkt zu Folge hatte, um vor dem Streik möglichst in Halle zu sein. Treffpunkt 5:30 in Gerlingen, um den Anschluss in Stuttgart, mit sehr kurzer Übergangszeit in Nürnberg, zu bekommen. Es folgte eine Reihe von Telefonaten mit den Austauscheltern und Schülern, um den neuen Zeitpunkt publik zu machen. Doch die Unsicherheit, den Anschluss in Nürnberg zu erreichen und dann die Nacht auf dem Bahnhof zu verbringen, war uns ebenso unangenehm wie in einen völlig überfüllten Zug zu steigen. Kurzerhand entschlossen wir uns die Reise mit einem Fernreisebus zu bewältigen. Nach kleinen Buchungsproblemen gelang es uns noch 19 Plätze im Flixbus nach Leipzig zu buchen und in einer erneuten Telefonaktion die Schüler und Gasteltern über die nun nach hinten verlagerte Abfahrtszeit zu informieren.

Die spätere Abfahrt kam allen entgegen, machte den Abschied jedoch tränenreicher, als wir Hallenser in Stuttgart in die S-Bahn stiegen. Die Abfahrt von Stuttgart-Obertürkheim war pünktlich. Und mit Zwischenhalten in Würzburg und bei Erfurt kamen wir mit etwas Verspätung nach sieben Stunden in Leipzig an, wo uns die bereits informierten Eltern abholten.

Martin Scheibe



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