Ein Bericht über die Klassenfahrt der 9d nach Neinstedt
Eine Klassenfahrt der besonderen Art sollte es werden, als wir beschlossen in die Neinstedter Anstalten zu fahren, um dort mit Menschen mit Behinderungen zu arbeiten. In Neinstedt leben rund 550 Menschen mit geistiger Behinderung, von denen die meisten noch eine zusätzliche körperliche Behinderung haben.
Jeder von uns hatte seine eigenen Ängste und Wunsche, als wir diese Reise antraten. In einem aber waren wir uns einig: Wir würden viele neue Erfahrungen sammeln und freuten uns darauf mit den Menschen mit Behinderung in engeren Kontakt zu treten. Ein Jahr der Vorbereitung auf diese ,,soziale Klassenfahrt" lag nun hinter uns; wir hatten dabei E-Mail-Kontakte mit dem Projektbetreuer, Herrn Diakon Wendt, der uns nicht nur mit Informationsmaterialien versorgte, sondern auch unsere vielen Fragen beantwortete. Frau Rust, eine Lehrerin der Körperbehindertenschule, verdeutlichte uns vor der Fahrt anschaulich die Barrieren, denen Menschen mit Behinderungen tagtäglich ausgesetzt sind und sensibilisierte uns ein letztes Mal für einen offenen und natürlichen Umgang mit Menschen, die mit Behinderungen leben.
Als es dann am ersten Tag hieß, jeder könne nun zu seiner neuen Gruppe gehen, gingen wir mit gemischten Gefühlen los, einerseits die Angst vor dem Kommenden und andererseits die Freude, weil es endlich soweit war. Die Angst stellte sich schließlich als völlig unbegründet heraus, weil wir mit offenen Armen und einer ehrlichen Herzlichkeit von den Betreuern sowie von den Menschen mit Behinderung empfangen wurden. Es gab verschiedene Einrichtungen. die wir vier Tage besucht haben. Einige begleiteten die Insassen bei der Physiotherapie, andere waren beim therapeutischen Reiten, wieder andere halfen in der integrativen Kindertagesstätte und in den Werkstatten. Sehr herausfordernd für uns waren die speziellen Angebote der Tagesförderung, denn in diesem Bereich halten sich Menschen auf, die durch ihre Behinderung nicht mehr in den Werkstätten arbeiten können. Während der Vormittage haben wir uns, jeder auf seine eigene Art, einen Einblick in das Leben und den Tagesablauf dieser Einrichtung verschafft.
Während wir am ersten Nachmittag unsere Erfahrungen mit der dortigen Psychologin, Frau Voß,  reflektierten, standen uns die beiden anderen Nachmittage zur freien Verfügung. Eine Stadtführung in Quedlinburg und eine Wanderung durch das Bodetal von Thale nach Treseburg standen auf dem Programm. Auch die Abende, die mit einer Tagesreflexion schlossen, gestalteten wir nach eigenem Ermessen.
Trotz anfänglicher Unsicherheiten und so mancher Momente, in denen wir uns überwinden mussten, waren alle traurig, als es an der Zeit war, die Heimreise anzutreten.
Tiefgreifende Erfahrungen und humorvolle Erinnerungen sind das Ergebnis unserer Klassenfahrt, die mal ganz anders sein sollte. Am Schluss hat keiner von uns diese Entscheidung bereut und wir sind stolz auf sie.
Jessica Börnicke, Sophia Ehrhardt, Mariann Schaefer


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