Architektur entdecken: Die romanische Dorfkirche –
ein architektur- und denkmaldidaktisches Schulprojekt für Sachsen-Anhalt
Holger Brülls, Bärbel Illian und Roswitha Jendryschik
Obschon Architektur in hohem Maße das Alltagsleben bestimmt, sind Interesse und Verständnis für sie nicht sehr verbreitet, geschweige denn, dass sie zum allgemeinen „Bildungskanon“ gehörten und im schulischen Curriculum eine angemessene Rolle spielten. Fragen der Architektur und des Städtebaus erscheinen weithin als Angelegenheit professioneller Sachkenner, seien es Architekten, Architekturhistoriker oder Denkmalpfleger. Es ist deshalb ein wichtiges Anliegen zeitgemäßer ästhetischer Bildung, grundlegendes Verständnis für Bauen und Planen, Architektur und Denkmalpflege zu vermitteln und so kulturelles Wertebewußtsein und Urteilsvermögen zu fördern. Längst ist zudem deutlich geworden, dass denkmalpflegerisches Engagement in der Gesellschaft nur dann nachhaltig erfolgreich sein kann, wenn auch die nachwachsenden Generationen bewusst in die sie umgebende Denkmalwelt hineinwachsen und sie als materiellen und ideellen Wert wahrnehmen kann, den zu bewahren sich lohnt. Denkmalpflegerische Öffentlichkeitsarbeit ist deshalb wesentlich auch Bildungsarbeit. Dennoch wurde die Bedeutung der Arbeit mit Schülern lange Zeit sträflich unterschätzt. Von dringenden Appellen des Deutschen Heimatbundes ermuntert, hatt bereits 1997 die Kultusministerkonferenz den Schulen die Themen Denkmalschutz und Denkmalpflege für fächerübergreifende Unterrichtsprojekte* empfohlen. Der 2001 für die Enquetekommission „Zukunftsfähiges Sachsen-Anhalt“ verfaßte Bericht stellte dazu fest: „Diese Empfehlungen wurden bis heute – wenn überhaupt – unzureichend umgesetzt, zeigen aber wichtige Chancen und Möglichkeiten auf, das Verständnis und öffentliches Interesse an Denkmalpflege und Denkmalschutz zu entwickeln.“
Das vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt herausgegebene Programm „Kultur in Schule und Verein“ gab nun dem Landesheimatbund Sachsen-Anhalt erneut Anstoß, sich diesem Aufgabenfeld zuzuwenden und interessierte sachkundige Verbündete zu suchen. Im Folgenden wird ein 2002 begonnenes Projekt vorgestellt, das den Zugang zur Architektur über das Thema „romanische Dorfkirche“ bahnt. Der Landesheimatbund unternimmt in Zusammenarbeit mit dem Elisabeth-Gymnasium in Halle und dem Landesamt für Denkmalpflege einen auf 5 Jahre angelegten Modellversuch, um didaktische Erfahrungen mit dem Thema in unterschiedlichen Altersgruppen zu sammeln sowie konkrete Unterrichtsvorschläge zu gewinnen, die für Lehrerinnen und Lehrer der Fächer Kunsterziehung, aber auch Religion/Ethik, Geschichte sowie Heimat- und Sozialkunde verwendbar sind.
Ein weiteres wichtiges Anliegen besteht darin, die SchülerInnen für die Idee von Denkmalschutz und Denkmalpflege zu gewinnen. Das didaktische Konzept strebt darüberhinaus eine inhaltliche Vernetzung mit der kulturtouristischen Route „Straße der Romanik“ an, indem es den Sinn für die in unserem Bundesland zahlreich erhalten gebliebenen Bauwerke dieser Epoche schärft und auf deren noch zu entdeckende Seitenpfade führt.
Die Konzeption der Unterrichtseinheit ist interdisziplinär ausgerichtet und soll zur Fundierung regionalgeschichtlicher Unterrichtsinhalte beitragen. In der Verbindung von Landes- und Regional-, Kunst-, Kultur- und Sozialgeschichte kann sie kulturelle Identitätsbildung fördern, die sich auf den Heimatort der SchülerInnen, aber auch auf Region und Bundesland bezieht. Das Projekt hat in Klasse 7 mit einer Lerngruppe von 28 SchülerInnen begonnen. Als erstes Untersuchungsobjekt wurde die Pfarrkirche St. Nikolaus in Halle Böllberg, ein kleiner romanischer Bau des 12. Jahrhunderts, ausgewählt. Die Erfahrungen mit den experimentellen Unterrichtseinheiten sollen nach einer ersten Phase des Modellversuchs systematisch ausgewertet und durch Publikation interessierten Fachkollegen zur Verfügung gestellt werden. Auch wird in absehbarer Zeit eine Veröffentlichung didaktischen Materials (Lehrermappe) und modellhafter Unterrichtssequenzen vorgelegt, um die Übernahme und Weiterentwicklung des hier gewählten didaktischen Ansatzes durch andere Pädagogen zu erleichtern.
Die Vermittlung von Architektur leidet vielfach unter einer Überfrachtung mit wenig anschaulichem historischen Daten- und Faktenmaterial, nicht zuletzt auch unter einer für Kinder und interessierte Laien schwer zugänglichen Fachsprache. Dies trifft auf einschlägige Fachliteratur ebenso zu wie auf die didaktischen Gepflogenheiten etwa von Kirchen- und Schlossführungen, die regelmässig mit einer Flut von Zahlen und Namen beginnen, zur visuellen Orientierung vor und in dem betreffenden Bauwerk oft aber nur wenig beitragen. Populärwissenschaftliche, aber auch allzu viele heimatgeschichtliche Darstellungen verlieren sich oft in anekdotischer Anhäufung historischer Daten, die das Sichtbare der Architektur verfehlen und keine sinnvolle Beziehung zwischen dem Bauwerk und seinem kulturellen und kunstgeschichtlichen Umraum herzustellen vermögen.
Im Unterschied dazu verfolgt das hier vorgestellte Konzept die Absicht, Architektur konkret, vom Sicht- und Begreifbaren, von Bauform und Baumaterial her verständlich zu machen. Exemplarisches und forschendes Lernen am historischen Bauwerk soll empirisch kompaktes baugestalterisches und bautechnisches Wissen vermitteln, das aus konkreten Beobachtungen am Bauwerk gewonnen wird.
Da Architektur über die Sinne erfahren wird, kommen Darstellungsmedien wie der Fotografie und der Zeichnung besondere Bedeutung zu. Auf diese Weise soll ein unmittelbarer intellektueller und emotionaler Bezug zum Bauwerk gefördert werden. Die SchülerInnen sollen sich erstes Wissen über Architektur nicht durch „Anlesen“ verschaffen, sondern durch Anschauen. In späteren Schritten sollen sie in der Betrachtung von Bauwerken unterschiedlichster Gattungen angeregt werden zu eigener Transferleistung. Ein wesentliches Anliegen ist dabei auch die Vermittlung der Fertigkeit, über Architektur beschreibend, erklärend und in der Folge auch urteilend zu sprechen. Erst dann ist es möglich, ein Bauwerk gleichsam als historischen „Informationsspeicher“ mit nicht offen zutageliegender Bedeutung zu erfassen, aufzunehmen und zu „lesen“.
Natürlich soll auch die Einordnung des Bauwerkes in kulturhistorische Zusammenhänge, z.B. in kunstgeschichtliche Stilepochen, in siedlungs-, ideengeschichtliche und religiöse Hintergründe soll in den fortschreitenden Lernprozess integriert werden. Es ist uns aber wichtig, dass diese thematischen Bezüge nicht verfrüht Eingang in den Unterrichtsverlauf finden und die Auseinandersetzung mit den konkreten baulichen Fakten konkurrierend erschweren. Die kulturdidaktische Vermittlungsaufgabe besteht darin, Kindern und Jugendlichen elementare visuelle und sprachliche Fertigkeiten zu vermitteln, die sie zur Auseinandersetzung mit Architektur überhaupt befähigen.
Warum Thema „romanische Dorfkirche“?
Es kommt gerade beim Einstieg in solche Unterrichtseinheiten darauf an, einfach strukturierte Baudenkmale auszuwählen, die weitgehend in ihrer ursprünglichen Erscheinungsform erhalten sind. An einem solchen Objekt können die SchülerInnen Grundbegriffe des Bauens entwickeln und in idealer Weise alle grundlegenden Beobachtungsschritte und Dokumentationsarbeiten erlernen, die zum Verständnis der gebauten Umwelt notwendig sind. Dem Bedürfnis speziell von Kindern nach gewissen „abenteuerlichen“ Materien steht gewiß auch das Thema „Burg“ sehr nahe, das vielfältige Anknüpfungspunkte für regionales Geschichtsinteresse bietet, gerade auch im burgenreichen Süden Sachsen-Anhalts. Allerdings ist der mittelalterliche Burgenbau wegen der topographisch bedingten Differenziertheit seiner Bauformen und auch wegen seiner vergleichsweise hohen funktionalen Komplexität eher für fortgeschrittene SchülerInnen geeignet, denen er wiederum zahlreiche anregende themenübergreifende Aspekte eröffnet (z.B „Burgenromantik“ in Malerei und Dichtung).
Wie keine andere Architekturgattung erscheint die dörfliche Kirche - als in der Regel kleines, wenig aufwändiges und unkompliziert strukturiertes Bauwerk - als Symbol für Alltag und Festtag zugleich. Dorfkirchen von mehr oder minder großer kunstgeschichtlicher Bedeutung finden sich überall in Sachsen-Anhalt, auch an den ehemals dörflich strukturierten Rändern der größeren Städte. Sie sind also für den Unterricht vor Ort gut erreichbar. Die Bauformen der Dorfkirchen sind meist unscheinbar, vielfach sogar schematisch strukturiert. Die konkrete Baugestalt hat jedoch im Zuge geschichtlicher Veränderungen oft eine höchst individuelle Ausprägung erhalten. Die Dorfkirchen bieten vielerlei thematische Ansatzpunkte für Betrachtungen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln sowohl der Kunst- als auch der Kultur- , Siedlungs- und Sozialgeschichte, wobei auch die Kirchhöfe Gegenstand des Interesses sein können.
Die kleine Pfarrkirche St. Nikolaus (Abb.***) , am Nordrand der Stadt Halle in dem ehemaligen Dorf Böllberg gelegen, ist ein einfacher Saalbau des späten 12. Jahrhunderts mit halbrunder Apsis ohne Turm. Sie stellt in geradezu idealtypischer Weise eine Minimalvariante mittelalterlicher Sakralarchitektur vor Augen, wie sie in solcher Urtümlichkeit schon in frühmittelalterlicher Zeit im Zuge der Christianisierung an zahllosen Orten errichtet wurde. Die an einem solchen Kleinbau gewonnen Erkenntnisse schaffen die Voraussetzung, den kombinatorischen Charakter romanischen Bauens zu erkennen. So sind ausgehend von diesem Typus jene baulichen Phänomene in den Blick zu nehmen, die die große Mannigfaltigkeit des mittelalterlichen Kirchenbaus ausmachen: zum Beispiel der für größere Dorfkirchen der Region charakteristische Breitturm (Abb.***), wie er im benachbarten Wörmlitz erhalten ist, sodann das zwischen Gemeinderaum und Apsis als Presbyterium eingeschobene Chorquadrat sowie reichere Formen wie die Chorturmkirche. Schließlich wird auch romanischer Großbau wie die Klosterkirche auf dem nahegelegen Petersberg als Kombinationsprodukt aus Einzelformen verständlich, die dem Betrachter an den Kleinbauten begegnen. Vergleichbar geeignete Objekte und Objektgruppen lassen sich in allen Regionen Sachsen-Anhalts finden und zum Ausgangspunkt solcher Unterrichtseinheiten machen.
Die Erkenntnis des Baukastencharakters romanischer Architektur erleichtert es schließlich auch, Zusammenhänge zur „großen“ Architekturgeschichte herzustellen (Abb.***), etwa die Erkenntnis, dass zum Beispiel ein gigantischer und komplizierter Bau wie die Klosterkirche im französischen Cluny im Grunde ebenfalls aus einer seriellen Verfielfältigung weniger Formen und Raumtypen besteht, die bereits am ländlichen Kleinkirchenbau begegnen (Abb.***).
Das Verständnis für den Bautyp Dorfkirche kann einen elementaren Zugang zur Architektur eröffnen. Der „Baukastencharakter“ romanischer Architektur, ihre quasi seriellen Züge, nicht zuletzt die Kleinheit und Übersichtlichkeit der Bauten und ihre Nähe zum Archetyp „Haus“ – all das erleichtert den SchülerInnen den Einstieg in das analytische Sehen von Architektur. Auch ist es leicht möglich, die dabei gewonnenen Kenntnisse auf profane Bauten zu übertragen. Im Rahmen der ersten Unterrichtseinheiten wurde daher auch das Romanische Haus in Bad Kösen besucht.
Im Osten Deutschlands bietet sich darüber hinaus eine besondere Situation, die es angemessen erscheinen lässt, die Dorfkirchen als für die jeweilige Ortsgeschichte zentralen Kulturdenkmale auch im Unterricht besonders zu würdigen. In einer stark säkularisierten Gesellschaft sind die dörflichen Kirchenbauten vielfach ohne kultische Nutzung und baulich schwer vernachlässigt. Viele Kirchen gelten als „aufgegeben“. Unstrittig bleibt hingegen – auch in kirchlich nicht gebundenen Bevölkerungskreisen - der Stellenwert der Dorfkirchen als kulturelles Erbe. Es ist wichtig, dieses Wertbewusstsein zu erhalten. Gerade mit Blick auf angemessene profane Nutzungen der Kirchen ist es sinnvoll, die SchülerInnen mit Bauwerken zu konfrontieren, die ihrer ursprünglichen Bestimmung nach als heilige Bezirke gedacht waren, die mitten im Alltag standen und doch bloßem Nützlichkeits- und Zweckdenken entzogen waren. Das Thema „Dorfkirche“ bietet gerade in der säkularisierten Gesellschaft Gelegenheit, über die sozialen und symbolischen Qualitäten und Potentiale des architektonisch gestalteten Raums nachzudenken.
Folgende Arbeitsschritte konnten im Rahmen der ersten Unterrichtseinheit an der Böllberger St. Nikolaus-Kirche bereits mit Erfolg eingeübt werden: Genaues hinsehen („Baubeobachtung“), Skizzieren, Messen, Zeichnen, einfaches Aufmaß zur Erstellung eines Grundrisses, terminologisch korrektes Benennen von Bauformen, von Baumaterialien und Konstruktionen, Einsicht in die Struktur des Mauerverbandes und die unterschiedlichen Materialqualitäten von Bruchstein- und Werksteinmauerwerk.
Gleichsam nebenbei stellten sich bei derlei Aktivitäten Erkenntnisse zur architekturgeschichtlichen Allgemeinbildung ein, wurden einfache Grundlagen der Stilgeschichte (Romanik, Gotik) vermittelt und ein Blick dafür, wie sich der Gang der Geschichte in mannigfachem Gestaltwandel in die Bauten sichtbar einschreibt, an der Böllberger Kirche zum Beispiel die Veränderung der Fensterformate vom kleinen romanischen Fenster bis hin zum barocken Fensterformat.
Das Fotografieren wurde weiter als visuelle Schlüsselqualifikation eingeübt. Hier kam es
außer der motivadäquaten Wahl von Bildformat und -ausschnitt darauf an, statt des üblichen „Draufhaltens“ der Kamera und bloßen Abbildens sachliches Dokumentieren zu üben, also Frontal- und Diagonalansichten unter Vermeidung stürzender Linien und Proportionsverzerrungen herzustellen. Ein solch dokumentarisch-abbildender Einsatz der Fotografie setzt die SchülerInnen in die Lage, mit dem Medium Fotografie künftig auch kreativ und gestalterisch freier umzugehen.
Als besonders anregende Unterrichtssituation erwies sich dann in der theoretischen Nachbereitung der Bauanalyse wiederum das praktisch-handgreifliche Element. Die Arbeit mit Steinmodellen (Abb.***), speziell für diesen Unterrichtsversuch ausgesucht und erworben, vermittelte unmittelbar eingängige Erfahrungen zum Thema Statik von Rundbogenkonstruktionen – als wichtigstes konstruktives und gestalterisches Element romanischer Baukunst - und Mauerverband. Die Notwendigkeit eines Leergerüstes, die taktile Erfahrung von Schubkräften in einer Bogenkonstruktion und in einem Mauerverband konnte an diesen Miniaturmodellen gewonnen werden, die aufgrund ihrer Materialbeschaffenheit und eines natürlichen Eigengewichtes eine ganz andere didaktische Eignung aufweisen als etwa Kunststoffmodelle, die nur die Baugestalt simulieren, nicht aber die materialimmanenten statischen Bedingungen. So wurde das Einfügen des Schlusssteines und die Wegnahme des Leergerüstes und das schließliche Stehenbleiben der doch recht labilen mörtelfreien Konstruktion zu einem Lernerlebnis, das durch keine noch so komplexe Erklärung ersetzt werden kann.
Ergänzt wurden die Unterrichtsaktivitäten schließlich durch eine Exkursion zum „Ausbildungszentrum Bau“, einer Einrichtung des Vereins der Bauindustrie Sachsen-Anhalts e.V. in Holleben bei Halle, die sich als wirkungsvoller Höhepunkt der Unterrichtsreihe darstellte. Hier gab es nicht nur einen instruktiven Sichtkontakt mit allen am Bau tätigen Gewerken. Die Schüler können auch selbst Hand anlegen und sich einen Begriff davon machen, was es bedeutet, einen Bogen oder gar ein Gewölbe aufzumauern. Dabei dürfte nicht nur der handwerkliche, sondern auch der rechnerische Messaufwand, der im Vorfeld des eigentlichen Aufmauerns eines Bogens oder Gewölbes stattfinden muss (Abb.***), sich als eindrucksvolle Lernerfahrung eingeprägt haben. Ausgehend von dem in der Unterrichtseinheit gewonnenen elementaren Einblick in Bauformen und Bautechnik, wurden die Lernziele auch auf die Frage „Was ist Denkmalpflege?“ ausgeweitet. Hierbei zeigte sich, dass sogar jüngere SchülerInnen über das Kennenlernen von historischen Baumaterialien und Handwerkstechniken hinausgehend sehr bald ein Sensorium für das Zusammenspiel von historischer Originalsubstanz und moderner Ergänzung, für den Unterschied von einfacher Reparatur oder gestalterneuernder Rekonstruktion entwickeln.
Geplant ist die Fortführung des Projektes auf fünf Jahre. Unter Mitarbeit weiterer Pädagogen, auch aus unterschiedlichen Schulformen in Primar- und Sekundarstufe, soll es weiterentwickelt werden. Dabei ist auch die Bedeutung des Kindergartens als vorschulische Bildungseinrichtung, gerade vor dem Hintergrund der PISA-Studie, Gegenstand weiterer didaktischer Überlegungen. Unter Aufbrechung der spezifischen Begrenzungen, die sich mit der üblichen kunst- und stilgeschichtlichen Sehweise allzu leicht einstellen, sollen künftig auch andere Baugattungen behandelt werden, namentlich solche, die zur Alltagserfahrung der SchülerInnen konkreten Bezug haben und ein tiefgreifendes Verständnis für architektonisch-funktionale, sozial- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge fordern und fördern (z.B. das Wohnhaus in seinen vielfältigen Ausprägungen, das Wohnumfeld, die Schule, Industriebauten der Umgebung usw.).
Der oben dargestellte Unterrichtsinhalt bietet eine interessante Möglichkeit der Vernetzung zwischen den Unterrichtsfächern Deutsch, Geschichte, Religion, Ethik, Medienkunde und Sozialkunde. Diese Möglichkeit des fächerübergreifenden Lernens ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung angesichts der immer wieder zu recht erhobenen Forderung, Schule solle in ihren Unterrichtsinhalten und – methoden individuelle kreative und soziale Kompetenz vermitteln. Ästhetische Bildung muss unangefochtener Bestandteil einer guten Ausbildung sein und bleiben. Es bleibt zu hoffen, dass der zukunftsorientierte Bildungsauftrag, den Schule, Denkmalpflege und Landesheimatbund mit diesem Projekt zu erfüllen versuchen, künftig nicht nur in Festreden beifällig notiert wird. Es muss sichergestellt werden, dass dafür von politischer Seite auch weiterhin die notwendigen materiellen und personellen Voraussetzungen geschaffen werden.
* Vgl. dazu Sachsen-Anhalt – Journal für Heimatfreunde. Hg. Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, Heft 2 und 3 Jg. 1996.
4 Abbildungen:
Schüler bei Vermessungsarbeiten an der romanischen Kirche in Halle-Böllberg
Schüler des Elisabeth-Gymnasiums beim Arbeiten mit Steinmodellen im Unterricht
Schüler im Handwerksbildungszentrum Holleben beim Auslegen eines Rundbogens
Romanik groß und klein: Die Böllberger Dorfkirche im maßstäbdlichen Größenvergleich zur Abteikirche im französischen Cluny, dem seinerseits größten romanischen Kirchenbau Europas