Gott schauen? - Weihnachtsimpuls 2019
© Zeichnung: Uta Siebert und Sebastian Ramm/ELG | Text: Hans-Michael Mingenbach/ELG


Dieser Blick! – Sie ist auf dem Weg zur Eisbahn. Die Schlittschuhe hält sie vorsichtig in den behandschuhten Händen. An ihrer Kleidung, an ihrem Äußeren hat sie selbstbewusst nichts dem Zufall überlassen. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen in einem sorgsam geschminkten Gesicht, als ihr Blick aus den Augenwinkeln der Bewegung ihres Halstuchs folgt.
Über die rechte Schulter schaut sie – vielleicht nur flüchtig - auf eine Szenerie, die so ganz anders ist: eine einfache Hütte, die - das ist schemenhaft zu erkennen - am Rande urbaner Architektur unserer Tage steht, markiert von einem Stern, dessen Schweif sich nahezu schützend über das Dach wölbt.
In der Hütte leuchtet geheimnisvoll ein Licht. In dunkler Nacht wärmt es sogar die Balken des kleinen Hauses. Durch die weit geöffnete Türe ist ein Paar - vielleicht Maria und Josef - zu sehen, das ehrfürchtig und achtsam zur Quelle des Lichts schaut. Aus dem Trog inmitten des Raumes kommt der helle Schein, der zugleich durch die Türe und die Fenster hinaus in die Welt strahlt.
Wie schon der Windhauch, der ihr Halstuch bewegt, bis zum Stern hinüberweht, reicht nun das Licht zu ihr herüber. Wird sie diese leise Begegnung mit dem Göttlichen spüren? Wird sie auf ihrem Weg innehalten? Wird sie gar umkehren, sich dem Licht zuwenden wie einst die Hirten oder die drei Weisen - und Gott schauen?