Es ist Freitag früh, der 06. Juli 2007. Alles fing mit einem Wecker, der viel zu früh klingelte, an. Treffpunkt: 6.15 Uhr in der Schule. Dort stand der Reisebus schon bereit und unser Fahrer begrüßte uns in herrlichem sächsischem Dialekt. Die Fahrt nach Berlin ging schnell vorüber, trotz unbequemer Sitze. Endlich in Berlin, stiegen wir am Paul-Löbe-Haus aus, mit Blick auf den Deutschen Bundestag. Die Gruppe teilte sich, die 9a ging ihrer Freizeit nach, in Richtung Bahnhof. Die 9d war die erste Gruppe, die als Zuschauer an einer Plenarsitzung des Bundestages teilnahm.
Der neue Berliner Hauptbahnhof verbindet ganz Europa und ist demzufolge auch dementsprechend groß. Wir erkundeten nur den vorderen Bereich, gerade bis zum McDonald's. Zurück vor dem Bundestag ruhten wir uns auf der Eingangstreppe von den bisherigen Strapazen (niemand ahnte, dass die eigentliche Anstrengung noch kommen sollte) aus. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, auf der Treppe vor dem Deutschen Bundestag, wo Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere hohe Politiker diskutieren, zu liegen und zu schlafen!
Als man die Pforten dann endlich für uns öffnete, wurden wir - vergleichbar mit der Kontrolle am Flughafen - zuerst sicherheitsüberprüft. Eine Sicherheitsmaßnahme, die wohl unabdingbar ist. Potentielle Mordwerkzeuge sollten eh daheim gelassen werden. Danach ging es in den "Warteraum", der Bereich rund um den Plenarsaal. Dieser erschien um Einiges kleiner als durch die Medien bekannt. Fernab jeglicher persönlicher Gegenstände, nur mit sich und seinen Kleidern, wartete man auf Einlass.
Nach wenigen Minuten wiesen uns die perfekt gekleideten Saaldiener unsere Plätze auf der Besuchertribüne zu. Nun hatten wir den ersten Blick auf den gesamten Plenarsaal. Die Plätze der Politiker waren nicht einmal zur Hälfte besetzt, die Besucherränge waren überfüllt. Jetzt bloß nichts falsch machen. Gerade sitzen, Interesse zeigen und ja nicht einschlafen (was manchen ziemlich schwer fiel). Die Politiker tauschten derweil ihre Meinungen über das Problem des Klimaschutzes aus. Neben Umweltminister Gabriel war auch die Bundesministerin a. D. Renate Künast anwesend. Unsereins wunderte sich als Laie über das Verhalten der Politiker. Während man vorn eine Rede hielt, wurde auf den Plätzen der Parlamentarier reingerufen, sich unterhalten. Dass so etwas eher kontraproduktiv ist, muss wohl nicht erwähnt werden. Man hatte mit der Zeit den Eindruck, dass die Politiker sich auf hohem sprachlichen Niveau umgangssprachlich "dumm machten". Die Grundgedanke einer Diskussion ist unter anderem Respekt. Den suchte man jedoch vergeblich. Ob dies nun eine gewisse Taktik mit gespieltem Desinteresse der Parlamentarier darstellen soll, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.
[Ergänzung von unserer Sozialkunde-Lehrerin: Der Plenarsaal mit den entsprechenden Sitzungen spiegelt allein nicht die Wichtigkeit des hohen Hauses, sondern soll für Öffentlichkeit sorgen. Ansonsten sagt man über den Bundestag, er sei ein so genanntes "Arbeitsparlament", was zum Ausdruck bringen soll, dass die Kompromisse und Gesetzesentwürfe zuvor ausgehandelt wurden, in den ständigen Ausschüssen nämlich. In den Plenar-Sitzungen werden lediglich pointiert die politischen Meinungen der Fraktionen und Parlamentarier vorgetragen. Da man die im Grunde auch schon kennt, den politischen Gegner nicht immer ernst genug nehmen will, gibt es das von Dir beschriebene Bild des gewissen Desinteresses - es ist also Taktik. Ob man das gut oder schlecht findet, steht dabei nicht zur Entscheidung.]
Nach einer Stunde wurden wir aus dem Plenarsaal gerufen. Jetzt besichtigten wir noch die Kuppel des Bundestages. Eine überwältigende Glas- und Spiegelkonstruktion. Unten kann man noch den Politikern zuschauen und draußen schon das weitläufige Gebiet vor dem Bundestag überblicken.
Danach ging es bei einer Stadtrundfahrt kreuz und quer durch Berlin. Unser Stadtführer zeigte alle wichtigen Bauwerke, hinterlegt durch alte Geschichten. Auch wenn dies einige Schüler nicht mehr mitbekamen, war für mich die Stadtrundfahrt der Höhepunkt der Exkursion.
Letztendlich ging es danach wieder nach Halle. Auf der Rückfahrt siegte nun auch bei den letzten Wachgebliebenen die Müdigkeit. Doch die verbliebene halbe Stunde vor Halle rüttelte wohl alle wieder wach: Die 9a füllte mit ihren musikalischen Gesängen den Bus und sorgt für gute Stimmung bei jedermann! :-)
Sebastian Knitter, 9a
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